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Nacht... (2) |
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geschrieben am: 22.05.2002 um 07:53 Uhr
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Mein Blick fiel auf den Boden direkt meinem Bett. Das Handy, es lag jede Nacht dort. Sollte ich aus dem Bett fallen konnte ich es gleich greifen, wertvolle Sekunden sparen. Dann blickte auf den kleinen Nachttisch. In der einen Schublade, etwa in der Mitte lagen noch zwei Tablette.
Ich stand auf, diesmal musste es sein, auch wenn mein Kopf nicht ganz klar war. Das Warten auf einen „kühlen Kopf“ wäre gleichzusetzen mit dem Entschluss für immer liegen zu bleiben. Mein Herz schlug weder schneller noch lauter als sonst, alles schien so furchtbar normal. Zum Glück war der weg nicht lang genug um über alle möglichen Perspektiven nachzudenken. Nur aus dem Zimmer, etwa drei Schritte bis zu den drei Stufen vor der Tür. Und ich erkannte erst wieder bewusst etwas als meine linke Hand bereits das kühle Metall des zweiten Schlosses berührten. Einen Wimpernschlag später war es offen, nicht viel später auch das andere. Alles passierte so schnell. Ein Drang in mir war erwacht und die Schritte waren nicht mehr zu hören...
Auf dem Dachboden hatte ich die bereits da gewesene Glühbirne mit ihren 60 Watt gegen eine 75er getauscht. Zudem hatte ich fast täglich deren Funktion überprüft und noch eine starke Taschenlampe auf der ersten Stufe hinter der Tür platziert. Die Dunkelheit konnte nicht bestehen. Natürlich flammte das Licht auf den Schalterdruck hin sofort an. Auch die Taschenlampe machte keine Anzeichen von Schwäche. Alles war bestens. Ich schritt nach oben. Zwar schien noch immer alles schneller zu geschehen, das Tempo war jedoch schon gedrosselt. Klarer wurde mir als die Treppe endgültig hinter mir lag, der Dachboden sich im Lampenschein offenbarte. Er war leer, kein Mensch zu sehen. Aber mein Herz verkrampfte und in meinem Hirn schrillten die Alarmglocken: Am Querbalken in der Mitte des Raumes hing eine Henkersschlinge...
Mein Rachen trocknete aus denn noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit war jene Strebe verwaist gewesen. Eine unheimliche Faszination erfasste mich, wie unter elektrischer Spannung stellten sich meine feinen Körperhärchen auf. Der Film begann. Mein Leben. Es lief rückwärts vor meinem geistigen Auge ab. Unsagbar beschleunigt aber gestochen scharf in seinen Bildern. Wie in Trance schritt ich auf die Schlinge zu. Tap, tap, tap…
Direkt vor ihr stehend sah ich klar. Physisch und im Geiste. Alles Lachen, Weinen, Lügen, Lieben und Vergessen – all die anderen Emotionen die das Leben definierten – waren entlarvt. Sie alle waren nur der Deckmantel der großen, Unabwendbarkeit der Sinnlosigkeit. Nichts war von Dauer, nur über unsagbar schwere Philosophien entkam der Mensch seit je her der Verzweiflung. Und sie standen hinter. Alle Monster zu einem abgründigen Dunkel vereint. Fremde Gedanken vermischte sich den meinigen. Der Zombie stand hinter mit, der Killer mit der Maske...
Ich sah nicht hinten. Das konnte ich schlicht nicht von mir verlangen. Denn ich wusste: ein Ungeheuer, ein Gespenst war immer hinter mir gewesen. Nur schaffte ich es nie, mich schnell genug um zu drehen um es sehen bevor es wieder hinter mir verschwunden war. Es war totenstill, aber im Geeiste hörte ich die Schritte, spürte die Berührungen kalter Pranken. Dann stieg ich auf den Stuhl (stand er eben schon da ???), griff nach der Schlinge und führte sie über meinen Kopf...
Ende
(c) DerPoet 2002
<i> So, einige kennen die Kurzgeschichte ja schon. Freie Interpretationen seien möglich </i>
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Geändert am 23.05.2002 um 13:26 Uhr von DerPoet Geändert am 23.05.2002 um 13:27 Uhr von DerPoet |
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