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geschrieben am: 16.10.2003 um 18:15 Uhr
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<i><center>Juliane (10) wurde am 21. November 1995 auf dem Nachhauseweg von der Schule von einem 21-jährigen vorbestraften Sexualstraftäter verschleppt, missbraucht und erwürgt.
Der Vater schreibt 1996 im Namen seiner ermordeten Tochter folgenden Abschiedsbrief: Abschiedsbrief meiner Tochter
Mein Name war Juliane K. aus Leverkusen; ich wurde nur zehn Jahre alt und liege jetzt beerdigt auf dem Friedhof, weil die Richter und Politiker unseres Landes versagt haben, weil durch falsche Gesetze ein vorbestrafter Sexualstraftäter nicht weggesperrt war.
Als ich am Mittwoch, dem 15. November 1995 - ich war erst zehn Jahre alt - aus der Schule kam, traf ich auf meinen späteren Mörder Rene B. Er hatte schon vor einigen Monaten eine Frau vergewaltigt und dabei von ihr verlangt, sich wie ein zehnjähriges Mädchen aufzuführen - aber davon wusste ich nichts.
Ich war ein sehr vertrauensseliges Kind. Mein Vater hatte mich noch drei Wochen vor meiner Ermordung eindringlich davor gewarnt, nie mit einem fremden Mann mitzugehen; er hatte dies immer und immer wieder getan. Trotzdem glaubte ich, dass ich Vertrauen zu diesem jungen Mann haben könnte, schließlich wohnte er ja in der Nähe meiner Oma.
An diesem meinem Todestag war meine Mama noch nicht von ihrer Arbeit zu Hause, als ich von der Schule heimkam. Mein Mörder, der zu dieser Zeit gerade an unserer Wohnungstür vorbeikam, versprach mir, mich mit zu meiner lieben Oma zu begleiten, und ich ging, ohne weiter etwas Schlimmes zu befürchten, mit ihm mit; das war ein tödlicher Fehler. Er nahm mich an der rechten Hand, wie es mein Papa auch immer tat, und ging mit mir durch einen nahe gelegenen Park, in dem ich sonst immer spielte, weil dort ein Spielplatz ist. Auf einmal schlug er mit mir einen falschen Weg ein, was mich doch sehr verwunderte und ängstlich machte, weil es nicht der gewohnte Weg zu meiner lieben Oma war. Als er meine kleinen Hände immer stärker drückte und mich in einen abgelegenen Waldweg nahe einer Autobahn hineinzog, bekam ich wahnsinnige Angst vor dem Mann, der mir vorher noch so lieb und freundlich erschienen war, und ich wusste jetzt nicht mehr, was ich tun sollte, wer mir helfen könnte; ich weinte und hatte furchtbar Angst. Er sagte mir, wenn ich alles täte, was er verlangt, würde ich auch einige tolle Geschenke von ihm bekommen. Da ahnte ich noch nicht, was er meinem Körper alles antun würde. Das was er mit mir machte, tat mir unendlich weh, ich hatte unerträglich starke Schmerzen und ich hatte so Angst. Dass er dies alles tat, um seine sexuellen Lüste zu befriedigen, wusste ich nicht und ich verstand auch nicht, was er tat. Als ich diese starken Schmerzen nicht mehr aushielt, sagte ich ihm, dass ich alles, was er mit mir gemacht hat, meiner Mama erzählen würde; ich hoffte, dass er dann endlich aufhören würde. Er bekam es wohl tatsächlich mit der Angst, zumal er ja schon einmal wegen einer Vergewaltigung angezeigt worden war. Eigentlich hätte er, als das alles geschah, deshalb im Gefängnis sitzen müssen, aber diese Vergewaltigung war wohl nicht schlimm genug; das bedeutete meinen Tod.
Mein Mörder wurde zum Glück meiner Eltern und anderer Kinder aus Leverkusen schon drei Tage nach meinem spurlosen Verschwinden von der Polizei festgenommen. Es ging so schnell, weil er ja aktenkundig war. Hätte der zuständige Amtsrichter meinen Mörder doch nur vor meinem brutalen Tod in Untersuchungshaft genommen, dann wäre ich auch heute noch am Leben und könnte fröhlich und glücklich spielen. Nun aber werde ich nie mehr spielen, nie mehr in die Schule gehen, nie mehr meine Eltern sehen, nichts!
Mein Mörder nahm sich zehn Wochen, nachdem er mich gefoltert und getötet hatte, das Leben, indem er sich im Gefängnis mit einem Strick an seinem Zellengitter erhängte. So konnte er einmal wenigstens spüren, wie es ist, wenn man keine Luft mehr bekommt und erstickt. Zu einer Gerichtsverhandlung, die für meine um mich weinenden und trauernden Eltern wohl zur reinsten Hölle geworden wäre, kam es darum nicht mehr und so wurde meinen Eltern doch einiges erspart.
Nichts kann meine Eltern mehr trösten, obwohl ich jetzt im Lichte des Himmels beim lieben Gott bin.
In diesem Jahr zu Ostern wird mein Grabstein aufgestellt, und als Symbol für alle ermordeten Kinder dieser Welt ist ein weißer Teddybär auf dem Stein aufgebaut, damit wir alle nie vergessen werden. Meine Eltern und meine kleine Schwester leiden sehr darunter, dass ich jetzt außer in ihren Herzen nicht mehr da bin. Mein Papa schrieb diesen Brief für mich; er soll den anderen Elten Trost spenden für ihr Weiterleben und er soll helfen, dass ich, Juliane, niemals vergessen werde, weil ich gern gelebt habe, die kurzen zehn Jahre. |
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