| <center><b>In der Nacht vom Freitag zum Samstag hat ein Herr Seidel aus Niedersachsen die Domain ebay.de gekapert. Die beliebte Auktionsseite war stundenlang nicht erreichbar, Versteigerungen liefen trotzdem weiter. Noch rätselt man bei eBay, wie die Kaperung überhaupt gelingen konnte.</b></center> Passionierte eBayer bekamen am Samstagmorgen ziemlich schnell mit, dass mit der Versteigerungswebsite etwas nicht stimmte. Statt der üblichen Angebote von Handy-Oberschalen, Laptops und gebrauchter Kinderwagen bekamen sie eine Fehlermeldung zu Gesicht, wenn sie ihre Lieblingsseite aufriefen. Alles sah aus wie ein Serverausfall, der gelegentlich einmal vorkommt.
Doch es steckte wesentlich mehr dahinter als ein technisches Problem: Die Domain eBay.de hatte in der Nacht zum Samstag den Besitzer gewechselt. Frank Seidel aus dem niedersächsischen Städtchen Schöningen war laut Auskunft des deutschen Domainverwalter Denic der neue Herr über Millionen von Auktionen.
Laut Telefonbuch gibt es tatsächlich einen Frank Seidel in Schöningen. Dieser war am Freitagabend nach Angaben seiner Frau jedoch grillen und dürfte mit der Aktion nichts zu tun haben. Er wohnt auch nicht in der Straße, die bei der Denic kurzzeitig hinterlegt wurde.
Die deutsche Domainverwaltung versucht derzeit die Hintergründe der Domain-Kaperung aufzuklären. "Genaues kann ich derzeit noch nicht sagen", erklärte Denic-Sprecher Klaus Herzig im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Fest steht aber, dass neben der Domainübertragung an den ominösen Frank Seidel auch ein Providerwechsel bei der Denic eingegangen ist. "Dieser Antrag auf Providerwechsel müsste von eBay selbst gekommen sein", sagte Herzig. Die beteiligten Provider, der alte und der neue, hätten die Richtigkeit der Daten prüfen müssen, so der Denic-Sprecher. Gleiches gelte für den vollzogenen Inhaberwechsel.
eBay erklärte umgehend, keinesfalls zu Zustimmung dafür erteilt zu haben, und intervenierte bei der Denic. Mit Erfolg: Im Laufe des Samstags bekam das Auktionshaus seine Domain zurück und ebay.de war wieder erreichbar.
Die geglückte Domainkaperung ist nicht die erste ihrer Art. Erst vor wenigen Wochen gelang es dem Anwalt des Computerteileversenders Norsk-IT, die Adresse des kritischen Verbraucherportals snakecity.de zu übernehmen. Weil die Besitzer der Domain unter ihrer angegebenen Anschrift nicht zu erreichen und Unterlassungserklärungen von Norsk-IT wegen angeblich falscher Tatsachenbehauptungen nicht zuzustellen waren, gab der Provider von snakecity.de die Domain schließlich frei. Der Norsk-IT-Anwalt schnappte sie sich daraufhin - seitdem findet sich auf der URL ein Statement der Firma Norsk-IT.
Bei der Denic will man diese beiden Fälle aber nicht miteinander vergleichen. "Die Registrierungsdaten haben nicht gestimmt", sagte Herzig. Sauber gelaufen sei die snakecity-Fall jedoch nicht, räumt er ein. "Richtigerweise hätte die Domain in den Transit an uns übergeben werden müssen."
Die eBay-Kaperung dürfte Verkäufer einiges an Umsatz gekostet haben. Denn wenn niemand auf die Seite zugreifen kann, werden auch keine Gebote abgegeben. Clevere Surfer gingen den Umweg über den US-Server von eBay und konnten so trotzdem auf die deutschen Versteigerungen bieten - und tatsächlich mal ein Schnäppchen machen, die sonst nur noch schwer möglich sind.
Ob eBay die um ihr Geschäft gebrachten Versteigerer entschädigen wird, ist fraglich. Wenn die Schuld des Ganzen nicht bei eBay liegt, dann wird das Auktionshaus kaum zahlen wollen. Unternehmens-Sprecherin Maike Fuest wollte auf Nachfrage keinerlei weitere Informationen geben: "Wir untersuchen das Ganze noch, auch was den Umgang mit den Auktionen betrifft." Nach ihren Angaben waren nicht alle Surfer in Deutschland von eBay.de abgeschnitten.
Auf der eBay-Seite "Systemmitteilungen" heißt es lapidar: "Das eBay-System selbst war zu keiner Zeit beeinträchtigt und Nutzer-Daten waren nicht gefährdet. Wir untersuchen derzeit die Hintergründe der unberechtigten Domain-Übertragung." | 
